Recensioni - Opera

In Modena der gute Teufel von Mefistofele

Hochwertige Gesangsbesetzung für Boitos Oper. Illustrative Inszenierung.

Im Teatro Comunale Pavarotti Freni in Modena wird eine Oper aufgeführt, die auf italienischen Bühnen inzwischen fast eine Rarität geworden ist: Arrigo Boitos 'Mefistofele'. Arrigo Boitos großartiges Werk, das bis in die 1970er Jahre ständig im Repertoire war - allein in der Arena di Verona wurde es bis 1979 45 Mal aufgeführt - ist seitdem leider langsam in Vergessenheit geraten.

Es gibt mehrere mögliche Gründe: zum einen der Mangel an großen italienischen Bässen, die die 'partaccia' des Mefistofele bewältigen können, und zum anderen das imposante Orchester-, Chor- und Choreographie-Ensemble, das für die Inszenierung dieser Oper erforderlich ist, die man durchaus als italienische Version der französischen 'grand opéra' bezeichnen könnte.

Wie dem auch sei, Mefistofele war seit Jahren nicht mehr in Italien zu sehen, und Modena hat gut gemacht die Oper wieder aufzuführen, wenn auch in einer Bühnenfassung von 2016 vom Teatro di Pisa, die leider der theatralischen und spektakulären Seite der Partitur nicht gerecht wird.

Gerettet wird der Abend durch die gute Sängerbesetzung und die umsichtige Orchesterleitung von Francesco Pasqualetti, dem es gelingt, das Beste aus der Orchestra Filarmonica Italiana herauszuholen, die zwar nicht immer präzise und zusammenhängend ist, wobei er den wagnerianischen Symphoniecharakter der Partitur ebenso hervorhebt wie die ironischen und innovativen Akzente des 'scapigliato' Boito.

Boito versucht sich nicht nur an einer für seine Zeit neuen Musik, sondern hat auch Goethes Faust auf großartige Weise umgesetzt, indem er nicht nur den ersten Teil mit der tragischen Liebesgeschichte zwischen Faust und Marguerite übernahm, sondern auch Auszüge aus dem weitaus komplexeren und philosophischen zweiten Teil des Faust einfügte.

Er betitelte die Oper merkwürdigerweise Mefistofele und schuf damit die ikonische und spöttische Teufelsfigur, die "...Böses denkt und Gutes tut". Ein 'guter Teufel' eben, der oft mehr als eine Sympathie erweckt und der unbestrittene Hauptdarsteller der Oper ist.

In Modena wurde Mefistofele von dem koreanischen Bass Simon Lim verkörpert, der über eine breite und timbrierte Stimme verfügt, locker in den hohen Tönen und gut kontrolliert in den tiefen Tönen, die von mehr Klangfülle profitieren würden. Alles in allem eine sehr gute Leistung für ihn. Der Künstler ist in der Tat mit einer gewissen Anziehungskraft und einer diskreten szenischen Leichtigkeit beschenkt, die ihn für die Rolle attraktiv und ausreichend überzeugend macht, selbst in einer sehr statischen Inszenierung wie der im Pavarotti Theater.

Eine echte Überraschung war der Auftritt von Paolo Lardizzone, der für den verhinderten Antonio Poli einsprang. In der Tat überraschte der sizilianische Tenor mit seinem Klang, seinem leichten Aufstieg zu den hohen Tönen und seinem gut projizierten Gesang, der immer auf dem Atem lag und es ihm ermöglichte, den Charakter des Faust angemessen zu verkörpern. Eine wirklich überzeugende Leistung für ihn, die tatsächlich mit viel Applaus begrüßt wurde.

Die Leistung von Marta Mari in der Doppelrolle der Margherita und Elena war ebenfalls überzeugend. Die Sopranistin aus Brescia verfügt über eine kalibrierte und gut geführte Stimme, sie mangelt jedoch an Charisma und Temperament, insbesondere in der klassischen Sabbath-Szene. Die anderen Darsteller waren professionell.

Regie, Bühnenbild und Kostüme sind von Enrico Stinchelli. Die finanziellen Einschränkungen der Inszenierung sind offensichtlich, aber der Regisseur schafft es nicht, sie mit sinnvollen Ideen zu überdecken. Er beschränkt sich darauf, die Anforderungen des Librettos mit der schwerfälligen Präsenz von projizierten Bildern, die größtenteils nur illustrativ sind, didaktisch zu verdeutlichen.

Während der 'Prolog im Himmel' mit einer Abfolge von Bildern von Planeten, Sternen und Galaxien durchaus angenehm ist, gleiten Szenen wie 'Ostersonntag', 'Der Pakt' und 'Der Garten' in die Banalität ab, ohne dass die groben Kostüme oder die überwiegend statische Regie in irgendeiner Weise zur Hilfe kommen.

Was die Ensembleszenen wie 'Die Sabbath Nacht' und 'Die Klassische Sabbath Nacht' betrifft, so ist das Auftreten von Chor und Sängern von absoluter Unbeweglichkeit geprägt, praktisch ein Kostümkonzert, bei dem die Ballette, die den herben jungen Studenten der MM Contemporary Dance Company anvertraut wurden, nicht zur Geltung kommen.

Eine verpasste Chance also, Boitos schöner und immer noch aktueller Partitur nicht nur gesanglich, sondern auch dramatisch Geltung zu verschaffen.

Am Ende des Abends ein überzeugender Erfolg für alle Darsteller.

Raffaello Malesci (9 Oktober 2022)