Recensioni - Opera

In Verona Falstaff... aber der von Antonio Salieri

Das Teatro Filarmonico feiert den fünfzigsten Jahrestag seiner Wiedereröffnung mit Falstaff des Veronesers Antonio Salieri

Die Opernsaison 2025 beginnt im Teatro Filarmonico von Verona mit einer seltenen Oper, Falstaff von Antonio Salieri, auf ein Libretto von Carlo Prospero Defranceschi nach dem Stück Die lustigen Weiber von Windsor von William Shakespeare.

Die Oper wurde am 3. Januar 1799 in Wien im Kärntnertortheater uraufgeführt und anschließend im Burgtheater, in Dresden und in Berlin gespielt. In Verona wurde sie 1975 zur Wiedereröffnung des Teatro Filarmonico aufgeführt und kehrt nun zur 50-jährigen Feier des Theaters zurück.

Salieris Oper ist ein ehrliches und angenehmes musikalisches Produkt seiner Zeit, das vielleicht mehr wegen der Historisierung der Epoche - Mozart war damals seit acht Jahre tot - als wegen des musikalischen Ergebnisses selbst interessant ist. Defranceschi reduziert Shakespeares Stück drastisch, lässt die Nebenhandlung weg und konzentriert sich auf die Streiche der lustigen Weiber gegen den dicken Falstaff. Das Stück beginnt mit einer Ensembleszene, einer Party im Haus von Master Slender (d.h. Master Page bei Shakespeare), bei der der prahlerische Falstaff Mrs. Slender und Mrs. Ford aufsucht und folgt. Defranceschi fasst in dieser Szene die gesamte Vorgeschichte zusammen und folgt dann im Wesentlichen linear dem Ablauf der Shakespeare'schen Ereignisse. So gibt es den Vorfall mit dem Wäschekorb, die Schläge des als alte Frau verkleideten Falstaff und das Finale bei der Eiche von Herne mit der Feenszene.

Musikalisch kann man alle Einflüsse der damaligen Zeit hören, die Antonio Salieri mit großer Professionalität und Erfahrung verbindet, ohne jedoch besondere Höhen der Originalität zu erreichen. Nichts was mit den großen Meistern zu tun hätte, sondern ein ehrliches und gediegenes Handwerk, mit hier und da ein paar angenehmen Seiten. Wenn man die Oper von Salieri zuhört, kommt einem in den Sinn, was Piero Melograni in seinem Buch „Wam“ über die Rezeption von Mozarts außergewöhnlicher Musik schreibt: wie neu und besonders sie vielleicht für die Ohren der Zeitgenossen klang, die an die klassischen und beruhigenden Lösungen des Hofkapellmeisters Salieri gewöhnt waren.

Wir haben also einen Diener, Bardolfo, Bass, dessen Rezitative zuweilen an Leporello erinnern, ohne jedoch jemals dessen Originalität oder gar dessen szenischen und dramatischen Schwung zu besitzen. Ein Falstaff, der die Merkmale des komischen Basses auf den Punkt bringt, mit einer fast baritonalen Gesangslinie und ausgedehnten Rezitativen, die eindeutig eher an einen Sänger-Schauspieler à la Schikaneder als an einen Sänger tout court denken lassen. Dann haben wir einen Ford, Tenor, der einige stilistische Merkmale der „Opera Seria“ nachzeichnet, mit Arien, die manchmal dramatisch sind, aber immer mit einem klassischen Ansatz, der uns zu Akzenten des Metastasio zurückführt. Dasselbe gilt für die beiden Frauen, die wie eine dumpfe Version von Donn'Anna und Donna Elvira klingen, aber im Stil von Carl Heinrich Graun oder anderen Epigonen der Hofoper des aufgeklärten Absolutismus vertont sind. Dann kehrt Mozart mit dem konzertanten Klarinettensolo in der Ford Arie „Or gli affannosi palpiti“ zurück, wo man La Clemenza di Tito zu hören meint. Es gibt auch ein Zugeständnis an die Farce, mit der halb deutschen/halb italienischen Arie von Frau Slender, die als „Jungfer“ angesprochen wird und zusammen mit Falstaff verschiedene Aussprachefehler zwischen Italienisch und Deutsch macht, vermutlich zur Belustigung des hauptsächlich deutschsprachigen Wiener Publikums.

Hier liegt wohl der Schlüssel zum Verständnis dessen, was diese lustige Oper zur Zeit ihrer Uraufführung gewesen sein könnte: Wahrscheinlich ein Singspiel in italienischer Sprache, die Zauberflöte war nicht umsonst einige Jahre zuvor vorbeigegangen, wo Farce und Schauspiel den gleichen Stellenwert hatten wie die Musik. Davon zeugt, neben diesem Hauch von sprachlichem Pasticcio, auch die außergewöhnliche Länge der Rezitative, die den Sängern, oder bessere die „Comici“ wie Goldoni gesagt hätte, Raum geben musste eine offene und freimütige Rezitation ähnlich der „Commedia dell'Arte“ voranzutreiben.

In diesem Sinne geht die Inszenierung von Paolo Valerio in die entgegengesetzte Richtung. Der Regisseur, der sich auch um die Kostüme kümmert und für Bühnenbild und Projektionen von Ezio Antonelli unterstützt wird, wählt eine klassische und historisierende Darstellung. Er verlegt die Handlung in das Venedig des 18. Jahrhunderts, indem er sie zwischen zwei großen eckigen Kulissen ansiedelt, auf die Bilder von Kanälen und venezianischen Palästen projiziert werden. Diese Kulissen drehen sich und schaffen so die verschiedenen Umgebungen, in denen sich die Geschichte entfaltet. Der Regisseur hält es für notwendig, die Ouvertüre durch ein Ballett von Daniela Schiavone zu beleben, das ohne allzu viel Originalität eine Reihe von Stilelementen des 18. Jahrhunderts wiedergibt, vom Bankett über galoppierende Reiter bis hin zu Pantomimen, die sich über Falstaffs Fettleibigkeit lustig machen. Die Fortsetzung ist dann im Wesentlichen konventionell, auch wenn die Szenenwechsel, die das Verdienst haben schnell und schmerzlos zu sein, gut gelungen sind. Der Chor geht ein und aus und ist meist frontal, während das Finale mit der Fee in der Mitte und dem Chor der Falstaff umkreist, absolut ideenlos ist. Ein paar Schaukeln, die von oben herunterkommen, eine venezianische Brücke und ein Himmelbett bringen Abwechslung in eine insgesamt rein ästhetische, beruhigende und konventionelle Inszenierung.

Francesco Ommassini, der das Orchester der Stiftung Arena dirigiert, schlägt sich durch die Partitur präzis und mathematisch, glänzt aber nicht durch Lebendigkeit und Abwechslung in einem Stück, was im Sinne Salieris immer noch eine komische Oper sein sollte.

Wirkungsvoll ist im Großen und Ganzen die Gesangsgruppe, der es hier und da sogar gelingt, den Publikum zum Lachen zu bringen, obwohl wir deutlich von der damaligen Aufführungspraxis entfernt sind, bei der sehr wahrscheinlich die komische Verve der Darstellung ebenso zählte wie der Gesang.

Der Trentiner Bariton Giulio Mastrototaro verkörperte den dicken Ritter wirkungsvoll, mit feiner, klarer Stimme und ausreichender Bühnenpräsenz. Eine deutliche Diktion und präzise Phrasierung umrahmten seine insgesamt gute Leistung.

Gilda Fiume und Laura Verrecchia erweckten Mrs. Ford bzw. Mrs. Slender mit guten stimmlichen Leistungen und gutem szenischen Willen zum Leben. Kommen wir zu den Gatten: Marco Ciaponi als Mastro Ford ist stets vor Eifersucht getrieben und hatte einige amüsante Bühnenauftritte, auch wenn seine Bühnenpräsenz noch verbesserungswürdig ist. Andererseits ist er stimmlich in Hochform, mit einer klaren, kernigen Stimme, die die Schwierigkeiten der Rolle souverän meistert. Michele Patti fühlt sich in seinen Kleidern aus dem 18. Jahrhundert pudelwohl und flattert amüsant über die Bühne. Seine Stimme mit dem schönen Timbre und dem guten Volumen ist für die Rolle gut geeignet. Eleonora Bellocci ist ein luxuriöses Dienstmädchen, immer präzise und effektiv. Die Besetzung wird durch Romano Dal Zovos tonvollen, aber hölzernen Bardolf vervollständigt.

Im Finale guter Publikumserfolg für diese seltene Oper.

Raffaello Malesci (Sonntag, 19. Januar 2025)